Groningen gilt als die Fahrradstadt schlechthin. Was macht das Konzept aus? Und kann es so auf Deutschland übertragen werden?
Fahrräder haben Vorfahrt
In Groningen zeigt sich ein ganz anders Bild als auf deutschen Straßen. Die Fahrradfahrer haben Vorfahrt, Autos müssen Rücksicht nehmen. Ampeln bevorzugen diese je nach Wetterlage. Auch im Verkehrsnetz zeigt sich, dass Autofahrer hier unerwünscht sind: Während Fahrräder quer durch die Stadt rollen dürfen, müssen Autos um die Stadt herum fahren.
An Bahnhöfen gibt es keine Parkhäuser für Autos, sondern nur für Räder. Übereinander, dicht an dicht werden die Räder derer unterbracht, die doch auf die Bahn umsteigen müssen. Und das völlig kostenlos. Ist das Rad einmal kaputt, gibt es an vielen Bahnhöfen Reparaturstellen. Wird das Rad morgens abgegeben, ist es pünktlich zum Feierabend repariert.
Umdenken
In so gut wie allen deutschen Großstädten gibt es Projekte, die Attraktivität des Fahrrads zu steigern. Das reicht vom Bau neuer Fahrradwege bis hin zu ganzen Straßen, die testweise nur noch mit dem Fahrrad befahren werden dürfen, so etwa in Berlin auf Teilen der Friedrichstraße. Doch von einem so umfangreichen Radwegnetz, wie es viele holländische Städte haben, ist Deutschland noch weit entfernt.
Zunächst braucht es einen gesellschaftlichen Wandel. In Groningen ist es üblich, dass die Autos den Radfahrern Platz machen – nicht anders herum. Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird von den anderen blöd angeguckt. Damit das in Deutschland auch klappt, muss sich ein Großteil der Bevölkerung ans Herz fassen, wenn sie dies denn möchte. Für den Klimaschutz wird – und das gehört zur Ehrlichkeit dazu – auch Komfort geopfert. Groningen zeigt, wie man eine Stadt dennoch auch für Fahrradfahrer möglichst angenehm gestalten kann.
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