Die Gründung der ersten Bikesharing-Anbieter in Deutschland ist schon Jahrzehnte her. Einer der ersten war Call a Bike. Doch wie steht’s um die Bikesharing-Branche in Deutschland. Und kann man sich noch heute ein Rad per Telefon ausleihen?
Call a bike wurde Ende der 1990er-Jahre vom Informatiker Christian Hogl gegründet und 2000 von der Deutschen Bahn übernommen. Die Idee, Fahrräder per Telefon zu mieten, wirkt heute antiquiert. Damals rechnete niemand damit, dass das in Zukunft per App geht.
Heute ist die Call a Bike bzw. die Deutsche Bahn Connect GmbH nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Mieträder in Deutschland.
Nextbike, 2004 von Ralf Kalupner und Markus Denk gegründet, und mittlerweile – mit 282 Mitarbeitern – weltweit unterwegs, ist der zweite „Big Player“ im deutschen Mietrad-Markt.
Doch kann man bei Call a Bike und Nextbike heute noch Fahrräder per Telefon mieten?
Ja! Bei beiden Anbietern ist es weiterhin möglich, sich rund um die Uhr über das Sprachdialog-System oder über einen Hotline-Mitarbeiter, der je nach Anbieter in Leipzig, Halle, Berlin oder in anderen deutschen Städten sitzt und Deutsch sowie Englisch spricht, ein Mietfahrrad auszuleihen.
Telefonmiete bei Jump und Donkey Bike nicht möglich
Bei internationalen Anbietern wie Jump (nur Pedelecs, also elektrische Räder) oder Donkey Republic (E-Bikes und herkömmliche Fahrräder aus Dänemark) sieht das anders aus: Jump by Uber bietet gar keinen Telefon-Support und daher auch keine telefonische Möglichkeit der Entleihe, antwortet dafür aber ziemlich schnell auf Anfragen per Mail (auf Deutsch oder Englisch).
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MOViNC hat’s getestet: Donkey Bike ist nur zu gewissen Zeiten telefonisch erreichbar und eine Ausleihe per Telefon ist nicht vorgesehen. Im Falle des Falles antwortet bei Donkey Bike ein netter Mitarbeiter auf E-Mails bzw. hilft zu den Geschäftszeiten telefonisch bei Problemen, z. B. mit dem Schloss und bittet Anrufer mit „größeren Problemen“, eine E-Mail zu schreiben. Allerdings werden bei – manchmal auftretenden – Problemen oft ungültige Gutschein-Codes als „kleine Wiedergutmachung“ versandt und Hinweise, die sich auf defekte Fahrräder beziehen, verhallen leider oft ohne Wirkung, denn die Räder stehen trotz Hinweis meist längere Zeit in diesem Zustand, bis sie jemand zur Reparatur abholt.
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Deutsche Bikesharing-Anbieter haben Patente angemeldet
Laut dem Wirtschaftsinformations-Portal northdata.de haben sowohl DB Connect als auch nextbike Patente beim Deutschen Patent-und Marken-Amt in München angemeldet. Die Innovation im Bereich Mieträder kommt also mutmaßlich eher von den deutschen Anbietern.
nextbike besitzt ein Patent für ein Fahrradständersystem sowie für eine Diebstahlschutzvorrichtung für ein Fahrrad und DB Connect, ehemals DB Rent, besitzt ein Gebrauchsmuster, eine Art „kleiner Bruder“ des Patents, das schneller angemeldet werden kann, auf ein System zur Standortermittlung eines beweglichen Mietobjektes.
Abschließend bleibt zu sagen, dass sich die Möglichkeiten, sich ein Mietrad auszuleihen, vom Telefon-Anruf bis hin zur Ausleihe per App bis heute leider nicht wirklich weiterentwickelt haben. Nicht jeder Anbieter unterstützt eine schnelle und komfortable Ausleihe und Rückgabe per Kundenkarte, die ganz unabhängig von Akku-Stand und Daten-Volumen immer funktioniert und die auch Menschen, die aus welchen Gründen auch immer kein Smartphone und keine Daten-Flat besitzen, offensteht. Vielleicht kann man ja in Zukunft bei mehr Anbietern ein Rad auf diese Weise entleihen. Es bleibt also spannend im Miet-Rad-Business.
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