Im Bereich New Mobility drehen sich viele Themen um Elektro-Antriebe, Flugtaxis und digitale Geschäftsmodelle. Doch ein deutscher Digital-Unternehmer hat in einem Bereich einen Erfolg zu verzeichnen, der auf den ersten Blick gar nicht so nach Innovation klingt: Oliver Döhring vermittelt online Touren mit Oldtimern – und das auf Kuba. Für das Land ist das fast eine weitere Revolution.
„Angefangen hatte alles mit einem Urlaub vor 16 Jahren“, sagt Oliver Döhring einer der Gründer von OldCarsHavana.„Damals sagten mir alle ‚Du musst unbedingt noch mal nach Kuba, bevor sich alles ändert!‘, diesen Satz höre ich bis heute.“
Bereits im ersten Urlaub lernte er auf kubanischer Seite Alejandro kennen, damals ein Stadtführer in Havanna. Der Kontakt blieb bestehen und die beiden entwickelten über die Jahre eine echte Freundschaft. Aus Hotelurlauben wurden private Besuche und als der kubanische Staat im Jahr 2016 die Möglichkeit schuf sich mit kleinen privaten Existenzen in Kuba selbstständig zu machen, entstand die Idee zu diesem Projekt.
Seitdem können Touristen beispielsweise aus Europa und den USA über die Website von zu Hause eine der berühmten Oldtimer-Touren in Kuba buchen. Online kann auch das Auto ausgewählt werden. Im Urlaubsland selbst ist dann wie verabredet ein Fahrer mit einem der schicken Olditimer am verabredeten Ort und die Tour kann beginnen. Bezahlt wird dann vor Ort. Denn der Geldtransfer zwischen Deutschland und Kuba ist immer noch nahezu unmöglich, weiß Döhring zu berichten. Der Grund: Jahrzehnte von Embargos zwischen der westlichen Welt und dem sozialistischen Land.
Etliche Auszeichnungen für OldCarsHavana
In nur drei Jahren schaffte es das Projekt in die Top-Bereiche von Bewertungsportalen und wurde bereits im Jahr 2018 mit dem britischen „Travel und Hospitality Award“ ausgezeichnet. Ein Jahr später folgte eine Auszeichnung von TripAdvisor und nun hat OldCarsHavana den International Travel Award für „Cuban’s Best Tourism Development Project 2020“ gewonnen.
Für das eigentlich sozialistische Kuba ist es eine kleine Sensation: Zum ersten Mal in der Geschichte Kubas gewinnt ein privates kubanisches Tourismusprojekt den prestigeträchtigen „International Travel Award“. Hilfe für die Umsetzung dieses Projektes kommt ausgerechnet aus Deutschland und das, obwohl Deutschland seine Entwicklungshilfe für den karibischen Staat mittlerweile komplett eingestellt hat.
„Mich freut es vor allem für die Menschen in Kuba, es ist ihr Projekt. Es ist ihrem Engagement und Service zu verdanken, dass unsere Oldtimer Touren heute zu den Top-Angeboten in Havanna zählen. Sie zeigen den Urlaubern ihre Heimat auf eine sehr persönliche Art und führen ihre Gäste an Orte, die noch echte Geheimtipps sind.“
Oliver Döhring, Mitgründer von OldCarsHavana
Keine Hilfe vom deutschen Staat
Vom deutschen Staat bekam das Projekt indes keinerlei Hilfe. Döhring: „Wir haben das Entwicklungshilfe-Ministerium mehrfach angefragt, wir hatten Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium, mehr als ‚warme Worte‘ kam da nicht. Dabei ging es noch nicht mal um Geld, es ging um Kontakte oder strategische Möglichkeiten – uns hat keiner geholfen, bis heute nicht.“
Mittlerweile sind im Netzwerk von OldCarsHavana.com über 100 private Besitzer von Oldtimern und Tour-Guides organisiert. Es handelt sich um ein Projekt, dass komplett in der privaten kubanischen Wirtschaft angesiedelt ist. Denn: Auf kubanischer Seite wird die komplette Organisation für Fahrzeuge, Guides und Touren übernommen. Aus Deutschland kommen der Internetauftritt und das Buchungssystem.
Entwicklungshilfe für ein ehemaliges „sozialistisches Bruderland“ ausgerechnet aus dem kapitalistischen Ausland – und ein länderübergreifendes Business, das aus einer interkulturellen Freundschaft basiert.
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