Forschende in Deutschland bekamen erstmals Zugang zu Fahrgastdaten eines Ridpooling-Anbieters und konnten diese analysieren. Die Ergebnisse der Studie im Überblick.
Über New Mobility wird hierzulande viel diskutiert. Nun haben Forschende des Wissenschaftszentrums in Berlin für Sozialforschung in Deutschland erstmals Zugang zu Fahrgastdaten des Ridpooling-Anbieters CleverShuttle bekommen. So konnten sie die Daten aus den vier Großstädten Berlin, München, Leipzig und Dresden für ein Jahr analysieren. Zudem befragten die Forschenden rund 3500 KundInnen zu ihren Gewohnheiten und dem Angebot im Allgemeinen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zu Ridepooling
- Mehr als 1,8 Millionen Menschen wurden in den vier Städten von Autos von CleverShuttle im Jahr 2019 befördert.
- Nachts steigt der Anteil der geteilten Fahrten auf bis zu 65 Prozent an.
- Die Hälfte der Nutzenden ist zwischen 20 und 30 Jahren alt und bucht den Ridepooling-Dienst mehrmals im Monat.
- Rund 30 Prozent der KundInnen haben keinen Führerschein und rund 35 Prozent keinen Zugriff auf einen privaten Pkw.
- Rund die Hälfte der Nutzenden, die Zugriff auf einen eigenen Pkw haben, kann sich vorstellen, zukünftig auf das eigene Auto zu verzichten.
- Knapp 60 Prozent der Fahrten erfolgt in der Freizeit, nur 25 Prozent der Fahrten bringen die Nutzenden zur Arbeit oder haben einen geschäftlichen Anlass.
- Die Hälfte aller Nutzenden empfindet den niedrigen Preis und den „Tür-zu-Tür“-Service als Vorteil. Ebenfalls die Hälfte der befragten Menschen gab an, dass sie Busse und Bahnen genutzt hätten, gäbe es das Angebot des Ridepoolings nicht.
- Dass der Transport oft mit anderen Menschen geteilt werden muss, empfinden knapp 60 Prozent der Befragten als „positiv“ oder „sehr positiv“.
Forschende empfehlen, die gesetzlichen Auflagen zu lockern
Das Potenzial der Ride-Pooling-Dienste für die Verkehrswende liegt insbesondere darin, dass sie den öffentlichen Verkehr durch einen Tür-zu-Tür-Baustein ergänzen, selbst wenn sie einige Fahrten mit dem ÖPNV ersetzen.
Andreas Knie, Forschender vom WZB und Autor der Studie
Lisa Ruhrort, die Co-Autorin der Studie, ergänzt: „Kunden haben durch Ride-Pooling-Dienste mehr Freiheit bei der Wahl der Verkehrsmittel, und es wird insgesamt attraktiver, in der Stadt ohne eigenen PKW zu leben und mobil zu sein.“ In einer Mittelung zur Studie empfiehlt das Forscherteam, die gesetzlichen Voraussetzungen für Ride-Pooling-Dienste zu lockern. Die Dienste würden, nach Ansicht der Forschenden, zudem eine wesentlich höhere Flottenzahl benötigen, um die gewünschten Flächen in den Städten angemessen bedienen zu können.
Ridepooling und Taxis klar trennen
Fahrgäste von Ridepooling-Diensten wie CleverShuttle zahlen zwar im Vergleich zur Nutzung von Taxis weniger. Doch die Autos müssen meistens Umwege fahren, um auch die anderen Fahrgäste abholen zu können. Deshalb könnte Ridepooling nach Ansicht der Forschenden regulatorisch klar von Taxis getrennt werden. Um Ride-Pooling-Dienste zu unterstützen, so die Empfehlung der Forschenden sollten diese, unter der Maßgabe, dass sie Fahrten mehrerer Fahrgäste bündeln, von der Rückkehrpflicht zum Betriebssitz befreit werden.
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