Beim weltweiten Boom der E-Scooter-Verleiher geht es bei vielen gar nicht um die Scooter selbst. Das wahre Geschäftsmodell soll nämlich nicht in der Verleihung der Elektro-Tretroller liegen, sondern in der Plattform selbst. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise Sixt in seiner App oder die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) in der Jelbi-App auch E-Scooter anbieten – und nicht nur die eigenen Produkte.
Nun hat auch Bird seine Plattform geöffnet und bietet neben eigenen E-Scootern potenziell auch anderen Betreibern an, über die Bird-App gefunden und gebucht zu werden. Bird stellt neben der Software auch seine E-Scooter und Know-how zur Verfügung. Ein erster Betreiber hat davon bereits Gebrauch gemacht. In Duisburg ist die Seven Group mit der Bird Platform, so der Name der Softwarelösung, gestartet. Die Seven Group hat bereits in der Schweiz mit Bird kooperiert.
Doch warum bietet Bird seine Plattform potenziellen Mitbewerbern an?
„Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern hilft uns dabei, die Verkehrswende in deutschen Städten noch schneller voranzubringen und auch Menschen in den Städten ein nachhaltigeres Mobilitätsangebot zu machen, in denen wir selbst nicht aktiv sind, in denen lokale Unternehmen Bird aber sehen möchten“, sagt Patrick Studener, Vice President und Head of EMEA bei Bird.
„Bird Platform ist für uns eine unkomplizierte Möglichkeit, in vier Städten E-Scooter Flotten zu betreiben, an diesem neuen Markt teilzunehmen und unser lokales Know-how und Ressourcen gewinnbringend zu nutzen“, erklärt Kemal Seven, CEO der Seven Group.
Bird übernimmt deutschen E-Scooter-Anbieter Circ
Mit anderen Worten: Die Betreiber sparen sich einfach eine Menge Arbeit und nutzen das, was Bird bereits entwickelt hat. Das hilft auch dem US-Unternehmen Bird, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Denn der amerikanische Mitbewerber Lime ist deutlich früher in Deutschland gestartet. In dem Zuge hat Bird auch seinen deutschen Konkurrenten Circ übernommen, der bereits in 43 Städten und zwölf Ländern aktiv war.
Einen ähnlichen Plattform-Ansatz verfolgt auch das Unternehmen Trafi. In der App werden diverse Mobilitätsangebote von ÖPNV bis zu privaten Car-, Bike- oder Scooter-Sharing-Anbietern. Hinter der BVG-App Jelbi steckt beispielsweise Trafi.
Münchener MVG baut App mit Trafi
Nun kooperiert das Start-up mit dem bayerischen Pendant der BVG und bietet seine Plattform in München gemeinsam mit den Münchener Verkehrsgesellschaft MVG an. Das ÖPNV-Unternehmen bietet bereits selbst Mietfahrräder an, außerdem den Ridepooling-Service MVG IsarTiger. Integriert werden können neben dem klassischen Nahverkehr grundsätzlich alle Anbieter, die moderne Mobilität jenseits des eigenen Autos bieten, heißt es in einer Mitteilung.
Künftig soll für alle Angebote eine App dienen, die allerdings erst im Laufe des Jahres zur Verfügung steht. Kunden, die bereits den so genannten M-Login nutzen, können den wohl auch in der neuen App wiederverwenden.
„Wir vernetzen die verschiedenen Anbieter unter einem Dach, um den ÖPNV als Rückgrat der
Mobilität sinnvoll zu ergänzen und um Sharing mit Fahrzeugen aller Größenordnungen noch besser
und einfacher nutzbar zu machen“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Sharing ist Teil unserer
DNA als ÖPNV-Betreiber“, erläutert MVG-Chef Ingo Wortmann. „Mit neuen Partnern und
Angeboten wollen wir die erste und letzte Meile abdecken. Unsere Kundinnen und Kunden
möchten von der Haustür direkt ans Ziel und nicht nur von Haltestelle zu Haltestelle.“
Trafi erobert nach Berlin nun auch die bayerische Hauptstadt und ist dementsprechen zuversichtlich fürs eigene Geschäft. „Diese neue Partnerschaft zwischen Trafi und der MVG ist ein ermutigendes Signal, dass immer mehr Städte ihre Mobilität verbinden wollen, um ein nahtloses Erlebnis für ihre Nutzer zu
schaffen“, sagt Christof Schminke, Managing Director Commercial bei Trafi. Nachdem Trafi in Berlin die größte Mobility-as-a-Service-Lösung der Welt eingeführt habe, freue man sich, nun in München an Bord zu sein.
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